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 Landwirt Christoph Kunad hat eine besondere Rinderzucht              Artikel WZ v.12.07.14     

                                                                                                                                                  

Laugna

Eines vorweg: Christoph Kunad ist kein Landwirt im herkömmlichen Sinn. „Ich will gesundes Fleisch produzieren“, rechtfertigt der Idealist seine Vorstellung von Tierzucht, die er seit fast drei Jahren auf einem Aussiedlerhof, der einstigen Sägemühle zwischen Laugna und Bocksberg, betreibt. Ein kleines autarkes Reich hat sich der Wertinger dort geschaffen. Überall picken Hühner verschiedener Rassen, ein Pfauenpaar stolziert umher, Schafe und Lamas sausen zwischen Rindern, im Teich schwimmen Enten und Schwäne. Kunad erfüllt sich einen Traum – ein Bauernhof ohne Kunstdünger und Antibiotika mit auf der Weide frei laufenden Tieren.

„Zuerst habe ich nur für mich selbst produziert, aber jetzt ist die Nach- frage groß und ich biete mein Fleisch zum Verkauf an“, erzählt er. Er hat sich ein den EU-Vorschriften entsprechendes Schlachthaus eingerichtet, das in einem speziellen Kühlraum die optimale Reifung des Fleisches ermöglicht. Kunad gibt seine Ware in Zehn-Kilo-Paketen aus: „Ich verwerte das ganze Tier. Der Verbraucher bezahlt für solches solches Qualitätsfleisch gerne mehr, weil er weiß, dass er dann was Gscheits hat“, sagt Kunad über seine Kunden. Die Tiere tötet er selbst per Weideschuss auf der Wiese – „ohne Stress und Adrenalinschub wie er sonst beim Schlachten aufkommt“. Kunad hat Erfolg mit seinem Konzept. Das Restaurant „Gänsweid“ in Wertingen – der Gänsweid-Wirt ist von der Schlachtung bis zur Zerlegung des Fleisches dabei – und der „Riegele“-Brauereigasthof in Augsburg sind seine regelmäßigen Abnehmer.

Kunad experimentiert mit Rassen, kreuzt Angusrind mit Piemonteser und erzeugt Fleisch, das bei Feinschmeckern und Gastronomen ankommt. Der Vorteil: „Die alten Rassen zeichnen sich auch bei Weidehaltung ohne Intensivmast durch enormen Fleischansatz ohne Fettaufbau und optimales Ausschlachtergebnis aus. Der Piemonteser gibt den Rahmen vor, der Angus bringt den Geschmack mit – eine optimale Verbindung“, erklärt Kunad. Entsprechend das Futter aus eigener Erzeugung, die Weiden werden mit eigenem Mist gedüngt. Kunad müht sich, den natürlichen Kreislauf einzuhalten und freut sich über gesunde Tiere. „Wir sind nicht im OP, sondern im Kuhstall“, ist Zugabe von Medikamenten bei dieser Art von Haltung normalerweise nicht notwendig, weil sie die Tiergesundheit fördere, erklärt er. Sein Betrieb schreibt schwarze Zahlen und Kunad ist überzeugt davon, dass Landwirtschaft auch so funktionieren kann. „Früher haben viele ihre eigene Sau noch gefüttert und es war beim Schlachtfest ein Hochgenuss, eigene Fleisch- und Wurst- waren zu erhalten“, plädiert er für die Traditon des „Sonntagsbratens“ – für den bewussten Genuss von Fleisch einmal in der Woche.

„Mit mehr Förderung kleiner Landwirte und einem Umdenken der Verbraucher nachdem Motto ´Klasse statt Masse´ lässt sich durch den Mehrpreis auch für kleine Landwirte eine solide Einkommensbasis schaffen“, denkt Kunad.